Die Erlebnisgastronomie findet immer mehr Liebhaber.
Besonders im Trend liegen sogenannte Rittergelage: speisen wir dereinst die Ritter und Spielleute. In rustikalem oder historischen Ambiente, mit passendem Rahmenprogramm und der entsprechenden Kleidung der Gäste (die manchmal auch nur aus einem einfachen Latz zum Abwischen der Hände und des Mundes bestehen kann), mit mehr oder weniger Geschirr und Besteck (oft reicht ein Holzbrett, ein Stilett oder die eigenen Finger) werden in Nordrhein-Westfalen verschiedene Events angeboten. Die Gelage sind zum Teil öffentlich, zum Teil aber auch für Gruppen buchbar. Zwei solcher Erlebnisangebote werden nachfolgend vorgestellt.
Eine kulinarische Zeitreise ins Mittelalter kann zu verschiedenen Terminen in der 750 Jahre alten Stadt Arnsberg im Sauerland unternommen werden. Im Arnsberger Schlossberg befindet sich in einem großartigen Gewölbe der historische Knappensaal. In diesem historischen Gemäuer wird in einer rund vierstündigen Veranstaltung ein deftiges Mahl nach Art der alten Ritter aufgetischt. Für kurzweilige Unterhaltung der Ritter und Burgfrauen während und nach dem Schmaus sorgen professionelle Akteure mit einem mittelalterlichen Spektakel, Musik, Gesang und Gaukelei. Auf der Karte, welche die Gäste mit nach Hause nehmen dürfen, stehen deftige Speisen wie Kartoffelsuppe, Steinofenbrot mit Griebenschmalz, zünftiger Spießbraten und geräucherte Bachforellen. Ein Rundgang durch die sehenswerte Stadt, eine Wanderung oder andere Aktivitäten rund um Arnsberg verschafft den entsprechenden Hunger auf die reichhaltige Mahlzeit.
Das passende Ambiente für ein Gelage nach Art der Ritter und Edelleute bietet auch das Burgrestaurant Sparrenburg in Bielefeld. Die eindrucksvolle Sparrenburg bietet den perfekten Hintergrund für ein mittelalterliches Essen. Die Festungsanlage liegt direkt am Hermannsweg, einem der attraktivsten Fernwanderwege in Deutschland. Eine dem Rittermahl vorausgehende Wanderung sorgt für den nötigen Hunger. Ein Gaukler empfängt die Gäste im Burghof, führt als Zeremonienmeister durch das Programm und sorgt für kurzweilige Unterhaltung zwischen den Gängen. Bevor das Gelage richtig losgeht, unterziehen sich die Gäste einem Waschungsritual und nehmen einen Begrüßungstrunk (je nach Menu ein Lautertrank mit Gewürzen oder Muslum-Wein mit Honig) zu sich. Bei Buchung stehen zwei verschiedene Rittermahle und eine so genannte kurfürstliche Tafelei zur Auswahl. Manche Küchengeheimnisse klären sich erst beim Essen. So darf der Gast gespannt sein, welche Speisen sich hinter Bezeichnungen wie Nonnenfürzlein und antiker Viagra verbergen. Spießbraten, Kalbshaxen, gebratene Wachteln und im Saal aufgeschnittenes Spanferkel sind Begriffe, die dem Gast das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Das Rittermahl auf der Sparrenburg dauert etwa vier Stunden.
Weitere Infos über die größte Burg Norddeutschlands
Eindrucksvoll erhebt sich die Sparrenburg hoch über der Stadt.
Die mächtige Festungsanlage liegt direkt an einem der schönsten Höhenwanderwege Deutschlands, dem 156 Kilometer langen Hermannsweg.
Mitte des 13. Jahrhunderts vom Grafen von Ravensberg erbaut, diente die Burg als Verwaltungs- und Wohnsitz der Landesherren und sicherte die Stadt sowie den Handelsweg im Bielefelder Pass. Die Burg war etlichen Umbauten unterworfen, die heute noch sichtbare Festungsanlage wurde Mitte des 16. Jahrhunderts errichtet.
In den vierziger Jahren des 13. Jahrhunderts wurde wohl mit dem Bau der Sparrenburg begonnen. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1256. Die Grafen von Ravensberg machten die Burg zum Verwaltungsmittelpunkt. Sie diente als Sitz des Amtmannes für das Amt Sparrenberg, des Drosten für die Grafschaft Ravensberg und als Wohnsitz des Landesherrn und seines Gefolges. Die Sparrenburg erfüllte außerdem militärische Zwecke. Zum einen sicherte sie den Pass durch den Teutoburger Wald, zum anderen schützte sie die Stadtneugründung Bielefeld. Das Aussehen der mittelalterlichen Burg unterschied sich deutlich vom heutigen Erscheinungsbild. Sie bestand anfangs lediglich aus einer 45 mal 85 Meter großen, rechteckigen Anlage. Durch eine Schildmauer wurde sie in eine Vor- und eine Hauptburg geteilt. Der Turm stand in der Mitte der Schildmauer. Daneben gab es vermutlich Wohngebäude, Lagerräume und Stallungen.
Die heute noch sichtbaren Festungsanlagen wurden erst Mitte des 16. Jahrhunderts errichtet. Sie boten der Burg zeitgemäßen Schutz. Denn die alte Burganlage hätte einem Beschuß mit Kanonen nicht mehr standgehalten. An den vier Ecken gab es nun mächtige Rondelle und nach Westen hin einen spitzen Vorbau, den Scherpentiner. Die Rondelle verband man paarweise mit unterirdischen Gängen. Die Gangsysteme und Kasematten können heute teilweise besichtigt werden.
Die Sparrenburg überstand die Wirren des 30jährigen Krieges unbeschadet. Sie wurde zwar mehrfach belagert, auch wechselten die Besatzungen, sie wurde aber nie erobert. Nach der Mitte des 18. Jahrhunderts setzte der Verfall der Burg ein. Das immer durchschlagkräftiger werdende Kriegsgerät hatte die Anlage militärisch nutzlos werden lassen.
Im 19. Jahrhundert begann im Zeichen der „Ruinen“-Romantik der Wiederaufbau. 1879 kaufte die Stadt Bielefeld die Burganlage für 8.934,90 Mark vom preußischen Staat. Nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten präsentiert sich die Burg heute in einer imponierenden Gestalt.